Dienstag, 15. Oktober 2013

Hochzeit, Kulinarisches und andere Eindrücke



Bonjour :)

Ich komm dann mal direkt zur Sache:
Die Hochzeit war toll! Es war zwar keine traditionelle afrikanische bzw. togoische Hochzeit, wie sie wohl noch in den Dörfern gefeiert wird, aber sie unterschied sich dennoch deutlich von dem, was ich im Allgemeinen aus Deutschland gewohnt bin. Es fing schon damit an, dass ich mich dabei ertappt habe, wie mein romantisches Bild von Hochzeit und Zweisamkeit, verbunden mit ausnahmsloser Aufmerksamkeit für das EINE BRAUTPAAR gebrochen wurde, als ich erfahren habe, dass in der Messe 4 Paare gleichzeitig getraut werden. Das ist aber nicht irgendeineTradition, sondern allein auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Kosten für die Messe und das ganze Drumherum das Budget des gewöhnlichen togoischen Paares übersteigt. Das Ganze hatte aber auch aus meiner Sicht definitiv etwas Positives: Die Kirche war rappelvoll mit gutgelaunten Gästen, die sich ihrem Gesang und Gejubel nach zu schließen, aus tiefstem Herzen für die Paare freuten. Als die 4 Paare sich das Ja-Wort gegeben hatten (einen Kuss gab’s leider nicht),verließen der Großteil aller Menschen ihre Plätze und bahnten sich tanzend ihren Weg durch die Menge, um die Paare zu beglückwünschen. Da ich neben einer überaus tanzbegeisterten Dame saß, wurde ich bei jeder Gelegenheit ermutigt einfach mit zu tanzen. Natürlich habe ich mir das nicht entgehen lassen J Ich hatte sehr viel Spaß dabei, bin mir aber auch darüber im Klaren, dass ich wohl noch einige Tanzstunden brauche, um auch nur Ansatzweise den Hüftschwung und den Rhythmus der vielleicht 5,6-jährigen Kinder drauf zu haben. 

Am nächsten Abend hat Alex das Personal und noch ein paar weitere Leute auf einen kleinen Empfang bei sich zu Hause eingeladen. Anschließend war ich mit dem Arzt bei ihm zu Hause ,,Fufu‘‘essen. Am meisten gefallen hat mir, dass wir mit den Händen gegessen haben :D
Fufu ist eine Art Brei, der aus der Yamswurzel gestampft wird. Mir schmeckt es ziemlich gut, aber bei uns gibt es das nicht sooo oft zu essen, weil die Zubereitung doch etwas aufwendig ist: Man kocht den Yam zuerst, dann wird er in einem großen Holzfgefäß mit Stämmen gestampft bis er eine klebrige, breiähnliche Konsistenz annimmt. Ich habe das einmal mit (ziemlich viel) Hilfe gemacht und muss zugeben, dass es schon recht viel Kraft kostet. Bei dem Arzt haben wir dazu Pima-Soße gegessen. Schmeckt gut, bringt mich aber schon zum Schwitzen, da es sehr scharf ist!

Natürlich erlebe ich nicht jeden Tag eine Hochzeit! Mein Alltag ist ziemlich strukturiert, ziemlich ausgefüllt- und recht religiös geprägt (Das kommt vor, wenn man bei Ordensschwestern lebt). Die Schwestern besuchen jeden morgen um 5.30 Uhr die Messe und ich bin froh, dass ich weiter schlafen kann! Nach der Arbeit im Krankenhaus wird abends (wenn keine Patienten dazwischenkommen) gebetet. Für mich war das am Anfang ziemlich ungewohnt, aber mittlerweile ist es okay. Ich denke dann an euch und wünsche mir, dass es euch gut geht :)
  Donnerstag abends findet eine Art Meditation mit instrumentaler Musik statt. Am Anfang habe ich nicht gecheckt, dass man eine Stunde ruhig sitzen bleiben und ,, atmen‘‘ soll. Ich dachte, es ist so eine Art privates Gebet und jeder entscheidet, wie lange er bleiben will. Ich war nach 15 min fertig und habe mich gewundert, was die Schwestern denn eine Stunde beten; bis sie mich nach dem 3. Mal drauf hingewiesen haben, dass ich es mal versuchen soll einfach zu ,,atmen‘‘. Mittlerweile kann ich eine Stunde dasitzen und bin danach immer recht ausgeglichen bin :)

Heute habe ich zum ersten Mal gekocht ohne dass die Küche nachher unter Rauch stand oder das Essen i.wie komisch geschmeckt hat. Ich finde es nicht so leicht zu kochen, wenn man die gewohnten Nahrungsmittel nicht bei REWE nebenan kaufen kann. Manche Dinge wusste ich nicht zuzubereiten, aber man lernt ja dazu…
Außer Fufu gibt es noch viele andere Sachen, die ich vorher noch nie gegessen hatte. Eine weitere Grundnahrungsmittel ist der ,,pate‘‘, eine Art Brei, der aus Maismehl und Wasser zubereiten wird. Dafür habe ich bis jetzt noch keine Schwäche entwickelt und ich glaube die Schwestern auch nicht:) Dafür liebe ich Kochbananen-fritiert, einfach gekocht oder min einem Teigmantel (auch frittiert). Generell wird bei uns so ziemlich jeden Tag irgendwas frittiert und auch die anderen Nahrungsmittel werden fast ausnahmslos mit Öl angemacht. Das wird wohl der Grund für meine vielen kleinen Pickel auf der Stirn sein, auf die ich in den letzten 2 Wochen von 5 Togoern angesprochen wurde. Nunja, bei weißer Haut kommt sowas ja auch besser zur Geltung…

Da ich bei den Schwestern (Indien, Indonesien) wohne, esse ich nicht jeden Tag typisch togoisch. Da es in/auf Indonesien jedoch ein sehr ähnliches Nahrungsangebot gibt, weiß ich nun, dass man Papayablätter als Gemüse zubereiten kann und  sich gleichzeitig (laut Sr. Imma) gegen Malaria schützen kann, da der Körper durch die Blätter einen, für die Mücken ,unangenehmen bitteren Geruch absondert. Auch sonst kann man ziemlich viele Blätter essen; Moringueblätter beispielsweise sind blutbildend und schmecken zubereitet sehr gut. Okay, genug aus unserer natürlichen Hausapotheke!

Letzte Woche haben wir den neugeborenen Sohn von Rodric (Fahrer) und seine Frau im ,,großen Krankenhaus‘‘ hier in Atakpame besucht. (Oma? Ich habe das erste Mützchen mit passenden Schühchen verteilt und die Mama hat sich sehr gefreut! )
 Simone, Sarah (2 Mädchen aus Deutschland , die für 10 Tage in Atakpame waren und nun weitergereist sind) und ich waren uns einig, dass wir ungern in diesem Krankenhaus behandelt werden wollen. Vor dem Krankenhaus kochen Familienmitglieder Essen für die kranken oder schwangeren Angehörigen. Da die Essensreste in unmittelbarer Umgebung weggeworden werden, finden sich schnell ein paar Geier ein, die sich satt essen können. Das Krankenhaus an sich wirkt recht düster, nicht sehr sauber und mehrere Schwangere oder schon gewordene Mütter teilen sich einen zu kleinen Schlafsaal, indem nicht ausreichend Betten vorhanden sind. Das Centre Medico Social Anna Maria, in dem ich im Moment arbeite und dass von den Schwestern geleitet wird ist wesentlich hygenischer aufgestellt und es freut mich, dass für das nächste Jahr der Trakt um eine Mutter-Kind-Klinik mit Übernachtungsmöglichkeiten errichtet wird. 

Das war es erst einmal von mir aus Togo. 

Ganz liebe Grüße!!!

Eure Marie