Dienstag, 10. September 2013
Sonntag, 1. September 2013
Erste Eindrücke
Hallo meine Lieben,
Jetzt bin ich seit genau 15 Tagen
hier. Endlich :) Ich fühle mich
sehr wohl. Das liegt auf jeden Fall auch daran, dass ich so herzlich von den
Schwestern aufgenommen werde.
Als ich in Lome am Flughafen
ankam und die Visa und Kofferkontrolle hinter mich gebracht hatte, standen am
Ende einer Reihe von Menschen 2 Schwestern, die breit lächelten und sofort auf
mich zu gelaufen kamen. Sie redeten munter auf mich ein, hießen mich herzlich
willkommen und führten mich zum Auto. Sie stellten viele Fragen, doch ich
verstand recht wenig, da ich nur an das Französisch gewohnt war, dass in der
Schule gesprochen wird. Es gab einige wenige Verständnisschwierigkeiten, denn
Wörter ein und derselben Sprache können sooo verschieden klingen-je nachdem, ob
sie einem polinischen, portugiesischen, togoischen, indischen,
indonesichen oder (bei mir) deutschen
Akzent unterliegen.
Die ersten drei Tage verbrachte
ich in der Hauptstadt Lome. In diesen 3 Tagen habe ich unglaublich viel gesehen
und gehört.
Am Sonntag habe ich die
Schwestern, in die Kirche begleitet. Diese Messe war anders als die Messen, die
ich aus Deutschland kenne. An diesem Sonntag in Lome wurde lauthals gesungen
und die togoischen Frauen zeigten einen dezenten und dennoch sehr gekonnten
Hüftschwung. Außerdem war die Kirche sehr bunt geschmückt…vielleicht würden wir
die Dekoration als kitschig bezeichnen. Ich mochte die Atmosphäre :)
Im Anschluss an die Kirche fand
anlässlich der Ferien ein Fest für die Kinder statt, bei dem es Getränke,
Essen, ein Quiz und Tanzeinheiten gab.
Außerdem habe ich während der 3
Tage ein bisschen geholfen, das Haus zu putzen, war mit Sr. Bozena und Delphine
kurz den Strand ansehen und anschließend habe ich die beiden in das
Frauengefängnis in Lome begleitet. Ich war so neugierig und wollte trotz Sr.
Bozenas kleinen Bedenken unbedingt mit. Ich habe mich natürlich darauf
eingestellt, dass es möglicherweise sehr erschreckend sein würde. Erschreckt
oder geschockt war ich allerdings nicht. Ich war danach sehr nachdenklich und
auch ein bisschen traurig. Die Frauen leben auf sehr engem Raum zusammen, es
riecht nach Urin und Essen, welches mit Hilfe kleiner Feuerstellen zubereitet
wird. Wirklich traurig fand ich, dass dort auch 6 sehr kleine Kinder im Alter
von 0-5 Jahren leben…Als ich Sr. Bozena danach gefragt habe, warum die Frauen
hier seien, meinte sie: ,,Manche sind hier wegen kleinerer Sachen…Diebstahl,
Prügeleien…andere haben schlimme Dinge getan, aber es ist nicht aus zu
schließen, dass hier auch einige unschuldige Menschen sind.‘‘
Trotzdem muss man auch
erwähnen, dass mir die Stimmung nicht bei allen Frauen trist erschien. Ungefähr
10 der (ca.) 30 Frauen haben sich besonders über den Besuch der Schwester, die
regelmäßig gemeinsam mit ihnen singt und betet, gefreut. Es wurde sogar zu dem
Rhythmus der Melodie und einiger Rasseln getanzt. Für mich war es eine
Erfahrung und für die Kinder hoffe ich, dass sie eine bessere Zukunft erwartet,
als es bis jetzt scheint.
Jetzt bin ich in Atakpame und
habe mich schon recht gut eingelebt. Morgens stehe ich um ca. 6 Uhr auf,
frühstücke mit den 2 Schwestern und dann geht’s ins Krankenhaus. Ich versuche
im Moment in der Apotheke zu helfen: Medikamente herausgeben und Injektionen
vorbereiten. Mittlerweile kenne ich zum Glück schon viel mehr und kann auch ein
bisschen mehr helfen als in den ersten Tagen. Außerdem bin ich gerne im Labor
und lasse mir von dem beiden Laboranten Ephraem und Daniel die Parasiten der
Malaria unter dem Mikroskop zeigen, lasse sie mir ihre Geschichte erzählen und
beantworte Fragen zu Angela Merkel und Adolf Hitler.
Es gibt noch 2 weitere Krankenpfleger (Koffi, Marcellaine), eine
Krankenschwester (Jaqueline), die sich
um die Mütter und Babies kümmert, einen Arzt (Modeste), Jean und Rodric (Fahrer
und Putzkraft). Die beiden Schwestern (Sr. Neeta & Sr. Sarojini), mit denen
ich hier leben kommen aus Indien und
sind wirklich sehr nett!
Eig. sind sie hier zu dritt,
aber eine Schwester ist sehr krank und deshalb in ihr Heimatland zurückgekehrt. Aus diesem Grund haben Neeta und Sarojini eig. kaum Freizeit. Sie sind den ganzen Tag
und auch (wenn ein Patient kommt) nachts im Krankenhaus. Auch ich bin bis jetzt jeden Tag
außer der beiden Sonntage 6-8 Stunden in der Krankenstation gewesen und bin abends einfach tot
müde, da das Klima zwar im Moment recht angenehm, aber trotzdem ungewohnt
für mich, ist.
Weil die Schwestern so stark
beschäftigt sind und auf keinen Fall wollen, dass ich hier alleine die Gegend
erkunde, habe ich bis jetzt noch kaum etwas von dem Leben außerhalb der
Krankenstation mitbekommen. Das wird aber sicherlich noch kommen :) Bis jetzt gibt es genug neue Eindrücke für mich!
Alex z.B hat mir die Tage ein
bisschen etwas über die Polygamie hier erzählt: In den Dörfern haben die Familien
oft selber Früchte etc angebaut. Damit nicht eine Frau alles alleine machen
muss, gab es noch eine, zwei oder auch drei weitere. Es gab/ gibt wohl
Streitigkeiten, wenn es darum geht, die ,,Lieblingsfrau‘‘ zu werden. Es gibt immer noch noch polygame Familien,
auch in den Städten. Jaqueline hat mir erzählt, dass sie oft versucht, Paaren
die Probleme dieser Lebensweise klar zu machen und damit für eine monogame Ehe
zu werben. Oft können die Männer nicht gerecht für alle Frauen und deren Kinder
sorgen. Auch in Deutschland gäbe es wohl nicht viele Männer, die sich das
leisten könnten...;) Ich bin auf jeden Fall kein Befürworter der Polygamie,
finde das Thema aber sehr spannend und werde davon berichten, wenn ich in ein
paar Monaten besser informiert bin.
Natürlich gibt es hier auch
sehr viele (wahrscheinlich mehr) monogame Ehen. Alex wird am 14. September
heiraten. Ich freue mich schon sehr darauf!!! :) Mal sehen wie das hier so ist…
Liebe Grüße aus Togo,
Eure Marie
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